«Probleme werden nicht unter den Teppich gekehrt»: Ständerat Pirmin Bischof über die Stärke der Schweiz
Eine Wurst, Musik und eine Rede: Diese drei Zutaten braucht es für eine Bundesfeier. Für Letzteres war in Solothurn Ständerat Pirmin Bischof besorgt.
«Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich stehe heute vor Ihnen, um den 1. August zu feiern, einen Tag von grosser Bedeutung für unsere Nation und ein Symbol unserer Einheit und Identität.» So begann Mitte-Ständerat Pirmin Bischof seine Rede anlässlich der Bundesfeier. Also eine Allerweltsrede. Doch halt: Dies waren nicht seine eigenen Worte, wie Bischof im Anschluss festhielt. Sondern jene eines Chatbots, dem er den entsprechenden Auftrag gegeben hat.
«Auch ‹künstliche Intelligenz› wie ChatGPT kann eine 1.-August-Rede schreiben. Ich hab’s getestet. Aber Sie erwarten wohl etwas mehr von mir», sagte Pirmin Bischof augenzwinkernd. Im Anschluss tätigte er ein Gedankenspiel: Vor vier Jahren hätte ChatGPT die genau gleiche Rede halten können. Aber vor vier Jahren hätte er, Pirmin Bischof, über keines der prägenden Themen der Zwischenzeit sprechen können, hätte zwangsläufig eine andere Rede gehalten.
Der Politiker zählte auf: Corona, Ukrainekrieg, Energiekrise und der CS-Kollaps. «Wer hätte gedacht, dass plötzlich eine unbekannte Pandemie ausbricht und innerhalb weniger Wochen die ganze Welt im Griff hat?», fragte der Ständerat. Und fuhr fort: «Wer hätte gedacht, dass wir uns im November Sorgen machen, ob wir im Winter genug Energie haben, um zu heizen?»
Grosses Vertrauen in Gemeinde, Kanton und Bund
Bischof berichtete, dass er soeben aus seinen Familienferien in Italien zurückgekehrt sei. «Dort ist das Misstrauen gegenüber dem Staat gross, die Erwartungen sind gering. Anders in der Schweiz: Hier ist das Vertrauen in Gemeinde, Kanton und Bund gross, aber auch die Erwartungen. Zu Recht!»
Die Schweiz sei auch in der Krise ein Erfolgsmodell. Was an der offenen Fehlerkultur liege. «Probleme nicht unter den Teppich kehren, sondern sie suchen und lösen. Das ist unsere Stärke. Und so erhalten wir das Erfolgsmodell Schweiz auch für unsere Kinder.»
Danach überliess Bischof wieder ChatGPT das Wort: «Der 1. August ist nicht nur eine Gelegenheit, unsere Geschichte zu ehren, sondern auch, um die Errungenschaften unserer Gemeinschaft zu feiern.» Dem anzufügen hatte der Ständerat nur noch eines: «Ich wünsche Ihnen allen ein eindrückliches Feuerwerk und einen selbstbewussten und fröhlichen 1. August!»
Zum Stichwort Feuerwerk: Auf das haben vor allem die Kinder gewartet. Und zwar lange, sehr lange. Zuletzt knallte das grosse Feuerwerk in Solothurn 2019 anlässlich einer Bundesfeier über der Stadt. Viel harmonischer klang es zuvor beim Soldatendenkmal, als die Brass Band Solothurn ein Ständchen spielte.
Beitrag: Fabio Vonarburg
Foto: Hanspeter Bärtschi
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