Pirmin Bischof
Ihr Ständerat.

Braucht Solothurn ein viertes Parkhaus? Was Verwaltungsratspräsident Pirmin Bischof dazu sagt – und wie er auf 50 Jahre Parking AG zurückblickt

Seit 50 Jahren gibt es die Parking AG Solothurn. Verwaltungsratspräsident Pirmin Bischof erklärt, warum die Aktiengesellschaft ein Erfolgsmodell ist und warum sie der Stadt nicht mehr Geld abliefern soll.

Braucht Solothurn ein viertes Parkhaus? Was Verwaltungsratspräsident Pirmin Bischof dazu sagt – und wie er auf 50 Jahre Parking AG zurückblickt
Seit 50 Jahren gibt es die Parking AG Solothurn. Verwaltungsratspräsident Pirmin Bischof erklärt, warum die Aktiengesellschaft ein Erfolgsmodell ist und warum sie der Stadt nicht mehr Geld abliefern soll.

Pirmin Bischof, in welchem Parkhaus parkieren Sie am liebsten?

Pirmin Bischof: Am liebsten parkiere ich bei mir zu Hause. In der Stadt mache ich das selten, weil ich dort mit dem Velo unterwegs bin. Aber wenn es vorkommt, habe ich das Parkhaus Berntor am liebsten. Es ist praktisch und ästhetisch.

Sie sind erst der dritte Verwaltungsratspräsident in 50 Jahren Parking AG. Welchen Aspekt Ihrer Vorgänger wollen Sie weitertragen?

Es ist aussergewöhnlich, dass es erst drei Präsidenten gab. Gründungspräsident Viktor Monteil hat die Gesellschaft stark geprägt. Er hatte die Idee der privatrechtlichen Aktiengesellschaft gehabt. Die AG sollte im Interesse der Stadt – mit mehrheitlich privatem Kapital – Parkhäuser bauen. Damals gab es noch keine Parkhäuser und man beschloss, in einem sogenannten Zwiebelkonzept drei Parkhäuser um die Stadt zu bauen. Mein Vorgänger Niklaus Studer verfeinerte das Rezept: gute Parkierqualität und günstiger Preis. Mein Ehrgeiz ist, dieses Erfolgsrezept weiterzuführen und weiterzuentwickeln.

in Erfolgsrezept, wenn man sieht, dass die Parking AG im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,1 Millionen Franken eingefahren hat.

Das stimmt. Aber wir hatten auch schlechtere Jahre. Während der Coronazeit hatten wir Umsatzeinbrüche bis zu 60 Prozent. Da wir aber solide finanziert sind und eine gute Einnahmestruktur haben, konnten wir das prästieren. Jetzt sind wir mit dem erwähnten Gewinn gut drin. Zwar noch nicht so gut wie vor der Pandemie. Ob wir das je wieder erreichen, ist nicht sicher.

Die Stadt schafft Parkplätze draussen ab, bringt die Leute ins Parkhaus und Private profitieren dann finanziell davon. Was sagen Sie dazu?

Ich glaube, das Konzept ist zukunftsträchtig. Solange es privates Parkieren gibt, soll das in den Städten möglichst unterirdisch geschehen. Wir tragen von der Parking AG bei, dass wir moderne, gute und günstige Parkhäuser haben. Man kann aber nicht oberirdische Parkplätze in Parkhäuser verlegen, wenn die Stadt selber diese Parkplätze günstiger anbietet. Da sind wir mit der Stadt übereingekommen, dass sie das korrigiert. Sonst werden wir von der Stadt durch oberirdische Parkplätze unfair konkurrenziert.

Müsste die Parking AG nicht mehr Geld an die Stadt abliefern?

Nein. Lange bekamen die Aktionäre – auch die Stadt – wegen der hohen Investitionslasten keine Dividenden. Inzwischen können wir eine angemessene Dividende ausschütten, wovon die Stadt als grösste Aktionärin am meisten profitiert. Und vor allem: Die Parking AG nahm vor 50 Jahren der Stadt erfolgreich hohe Investitionskosten und -risiken ab, die sie selber nicht tragen wollte.

Sie verstehen sich als gewerbefreundlichen Politiker. Das Gewerbe hat nicht Freude, dass Parkplätze in der Altstadt abgeschafft werden.

Ich glaube, da hat sich die Mentalität des Gewerbes geändert. Es stimmt: Vor dem Bau des Parkhauses Bieltor wurde in der Altstadt überall parkiert. Man konnte vor jeden Laden fahren. Verständlicherweise hat sich das Gewerbe damals gegen die Aufhebung der Parkplätze gewehrt. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man in der Altstadt nicht parkieren kann. Und ich behaupte, wenn man bei den Gewerblern fragt, ob sie die Parkierungsfreiheit in der Altstadt wieder einführen wollen, würde die grosse Mehrheit verneinen. Das Einkaufserlebnis in der Stadt ist ohne Parkplätze und Verkehr massiv besser. Aber auch dadurch, dass es in nächster Nähe in der Altstadt drei Parkhäuser gibt.

Der Abendverkauf am Donnerstag serbelt. Könnten Sie nicht Gratis-Eintritte vergeben, um Leute anzulocken und so der Stadt etwas zurückzugeben?

Wir haben Aktionen mit Vergünstigungen schon gemacht. Ich bin mir nicht sicher, ob man dadurch den Abendverkauf retten kann. Das hängt wenig vom Preis der Parkplätze ab. Das Einkaufsverhalten hat sich in den letzten 50 Jahren stark verändert.

1976 wurde das Bieltor eröffnet. Dann folgte 1990 das Baseltor, und 2005 kam das Parkhaus Berntor. Wann folgt das vierte Parkhaus?

Die drei Parkhäuser, die wir haben, erfüllen das Zwiebelkonzept, das in den 1970er-Jahren entworfen wurde. Klar, die Stadt entwickelt sich stets. Die Frage nach einem vierten Parkhaus ist legitim. Momentan ist ein Parkhaus auf dem Areal des Westbahnhofs angedacht. Aber: Falls es dort ein Parkhaus geben wird, dann ist das nicht die Parking AG, die das baut, sondern die SBB.

Die Stadt wünscht sich dort schon lange ein Parkhaus. Wieso hat die Parking AG kein Interesse, dieses Parkhaus zu bauen?

Wir sind grundsätzlich offen, neue Parkräume zu schaffen. Denkbar wäre der Hauptbahnhof. Der Bau muss aber rentabel sein, wir sind eine private Aktiengesellschaft. Würden wir unsere Kostenlimiten überschreiten, müssten wir die Tarife in Parkhäusern erhöhen. Das wollen wir nicht. Ein Parkhaus beim Westbahnhof müsste zu einem guten Teil unter den Geleisen gebaut werden. Das ist teuer.

Gibt es jetzt genügend Parkhäuser in der Stadt Solothurn?

Heute ja. Alle drei Parkhäuser sind nie gleichzeitig voll. An 60 Tagen im Jahr ist unser bestgenutztes Parkhaus, das Parkhaus Bieltor, voll. Im Basel- und im Berntor hat’s aber auch dann noch freie Plätze. Und an 300 Tagen im Jahr gibt es auch im Bieltor immer freie Plätze. Wir wissen auch nicht, wie sich das Parkierverhalten in Zukunft entwickeln wird. Wir haben noch keine Indizien, dass wir bald wieder so gut ausgelastet sind wie vor Corona.

Würden Sie alle drei Parkhäuser wieder bauen?

Ja. Auch die Grösse der Parkhäuser stimmt noch. Es gab vorgängig Zweifel, ob das Parkhaus Berntor kostentragend sein würde. Wir hatten dort auch ein Szenario, dass wir jahrelang Defizite tragen müssten. Das neue Parkhaus wurde aber erfreulich schnell genutzt. Das Zwiebelkonzept geht auf!

Es fahren immer mehr elektrische Autos auf den Strassen. Was heisst dies für die Parkhäuser?

Das verfolgen wir sehr genau. Immer mehr Autos sind Elektroautos. Wir haben eine kleine Anzahl Ladestationen im Baseltor und im Berntor eingerichtet. Sie werden aber bisher schlecht genutzt. Wir vermuten, dass die Leute, die ein Elektrofahrzeug haben, ihr Auto zuhause aufladen. Das kann sich aber ändern, sobald die grosse Welle von Elektroautos kommt. Dann werden auch vermehrt Menschen, die in Mietwohnungen wohnen, eine Möglichkeit suchen, ihr Auto aufzuladen.

Die Autos werden immer breiter. Was bedeutet das für Sie als Parkhausbetreiber?

Das stimmt. Es gibt immer mehr SUV, aber es ist nicht sicher, ob dieser Trend anhalten wird. Falls ja, müssen wir grössere Parkfelder anbieten können. Schon jetzt gibt es im Baseltor Parkplätze für XXL-Fahrzeuge. Und im Berntor sind alle Parkplätze breiter angelegt als im Bieltor. Auch hier passen wir uns neuen Kundenbedürfnissen an.

Was planen Sie für den 50. Geburtstag?

Wir haben Überraschungen für unsere Kundinnen und Kunden und unsere Aktionärinnen und Aktionäre bereit. Welche Überraschungen, sage ich natürlich nicht. Sonst wären’s ja keine Überraschungen mehr (lacht).

Beitrag und Interview: Judith Frei
Foto: José R. Martinez

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