Pirmin Bischof
Ihr Ständerat.

Ständerat und Gesundheitspolitiker Pirmin Bischof sagt: «Der Prämienanstieg ist enorm und besorgniserregend»

Die Prämien steigen im Kanton Solothurn um fast 7 Prozent. Ständerat Pirmin Bischof stellt dem Kanton trotzdem ein gutes Zeugnis aus. Und er nimmt auch die Versicherten in die Pflicht. Eine Prüfung der Krankenkasse sei jetzt für jede und jeden dringend notwendig.

Geht es um Gesundheitspolitik, führt in Solothurn kaum ein Weg an Ständerat Pirmin Bischof vorbei. Der Mitte-Politiker ist als Mitglied der ständerätlichen Sozial- und Gesundheitskommission ein Experte, wenn es um Prämienerhöhungen und mögliche Gegenmassnahmen geht.

Fast 7 Prozent steigen die Prämien im Kanton Solothurn und damit stärker als im Schweizer Mittel. Was sagen Sie dazu?

Pirmin Bischof: Der Anstieg ist enorm und zugleich besorgniserregend. Es ist der grösste Prämienanstieg seit mehr als zehn Jahren. Und man hat ihn kommen sehen.


Warum?

Man hat den Anstieg in den letzten vier Jahren hinauszögern können. Unter anderem dadurch, dass die Krankenkassen Reserven abbauen durften und mit kleineren Eingriffen bei den Tarifen. Aber jetzt sind wir wieder zurück bei diesen enormen Zuwächsen.


Und das während die Inflation 2022 so hoch sein wird wie seit Jahren nicht mehr.

Die Prämiensteigerungen gehören zu den spürbarsten Kostensteigerungen überhaupt. Stärker werden sie wohl nur im Energiebereich ausfallen. Schmerzhaft dabei ist insbesondere, dass die Prämiensteigerung nicht einmal im Landesindex der Konsumentenpreise abgebildet wird.

Warum nicht?

Darin sind nur die Gesundheitskosten selbst enthalten, die Arztrechnungen, die Ausgaben für Medikamente, aber eben nicht die Prämie. Die Menschen aber zahlen in erster Linie Prämien und das ist es, was sie belastet.

Wen treffen diese Kostenzuwächse am härtesten?

Ich mache mir vor allem Sorgen um Leute mit tiefem Budget, insbesondere Familien und ältere Leute sind speziell stark von dieser Prämiensteigerung betroffen. Wir müssen etwas machen, um diese Menschen zu entlasten. Deshalb haben wir ja auch eine Volksinitiative eingereicht, welche das Ziel hat, die Kostensteigerung zu bremsen.


Die Initiative wird derzeit in den Räten behandelt. Sie soll bald zur Abstimmung kommen. Die Leute brauchen aber sofort Hilfe.

Ja, in der momentanen Situation ist jede und jeder Einzelne gefordert. Zu allererst sollten wir alle die Angebote der Kassen vergleichen. Wenn man da schaut, gibt es riesige Unterschiede zwischen der teuersten und der billigsten. Im Kanton Solothurn beträgt dieser Unterschied rund 120 Franken pro Monat oder fast 1500 Franken pro Jahr. Und pro Person.

Jährlich wechseln keine zehn Prozent der Bevölkerung die Krankenkasse.

Ja, das ist korrekt. Aber irgendwann müssen wir anfangen. Und es ist eine Tatsache, dass sich das Angebot der einzelnen Kassen kaum unterscheidet, da es gesetzlich festgelegt ist. Und wählt man ein Hausarzt-, Telmed- oder HMO-Modell kann man sogar noch zusätzlich sparen. Zudem sollten sich die Solothurnerinnen und Solothurner auch überlegen, welche Franchise sie wählen.

Menschen mit geringem Budget wird meist empfohlen die Minimalfranchise zu wählen, damit sie nicht wegen der Kosten auf eine Behandlung verzichten.

Das ist sicherlich richtig so. Trotzdem sollten sich alle überlegen, ob sie dort etwas ändern können. Denn auch hier gibt es grosses Sparpotenzial. Auch hier kann man im Kanton Solothurn 120 Franken einsparen, wenn man von der billigsten Kasse mit Minimalfranchise zur billigsten mit Maximalfranchise wechselt.


Das sagen Solothurnerinnen und Solothurner zum Prämienanstieg:

Tele M1
Der Kanton Solothurn steht schlechter da, als eine Mehrheit der Kantone. Hat die Regierung einen schlechten Job gemacht?

Nein, der Kanton hat nur wenig Einfluss. Bei der Spitalplanung hat er seinen Job gemacht. Man hat Betten abgebaut. Mit rund einem Spital pro 100000 Einwohner ist die Spitaldichte eine der tiefsten des Landes. Bei der ambulanten Behandlung und den Medikamentenpreisen kann der Kanton nichts machen.


Also ist der Bund gefordert?

Ja, aber auch jede und jeder Einzelne. Zum einen müssen wir anerkennen, dass ein gutes Gesundheitssystem kostet. Zum anderen können wir alle etwas beitragen. Mit mehr Kostenbewusstsein.

Interview: Sébastian Lavoyer

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